Wie es in den Wald hineinruft …
Kommunikation hat immer zwei Seiten: eine:n Sender:in und einen Empfänger:in. Diese Rollen sind fließend. Das heißt, wenn ich jetzt Empfänger:in bin, kann ich im nächsten Moment selbst Sender:in einer Botschaft sein. Zwischen diesen beiden Polen fließt das Gesagte – und auch ganz viel Ungesagtes.
Das bedeutet: Nicht nur das, was ich sage, kommt bei meinen Empfänger:innen an, sondern auch, wie ich es sage. Und damit wären wir beim Thema: dem Tone of Voice. Damit gemeint ist, einfach gesagt, die Art, wie eine Botschaft präsentiert wird. Dazu gehören stilistische Faktoren wie:
- Wortwahl
- Intonation (beim Sprechen)
- Rhetorik
- Satzbau
- emotionale Ausrichtung (fröhlich, ernst, humorvoll, motivierend)
- Zielgruppenansprache („du“, „sie“, „ihr“)
- direkte oder indirekte Botschaften
- gehoben oder locker
- ausschweifend oder kompakt
Der Tone of Voice bestimmt nicht nur, wie eine Botschaft und ihre Sender:innen (in unserem Fall Unternehmen) wahrgenommen werden. Er etabliert auch die tonale Basis für ein Gespräch. Soll heißen: Der Ton macht die Musik.
Sprache ist wie kein anderes kulturelles Gut identitätsstiftend. Wenn wir die gleiche Sprache sprechen, dann heißt das, dass wir uns verstehen und einander zugehörig fühlen. Darin liegt die große Macht des Tone of Voice – fürs Teambuilding, für die interne Kommunikation und für den Unternehmenserfolg.
Der Tone of Voice, den du als Mensch in Führungsposition oder HR-Manager:in anschlägst, wird von deinen Mitarbeiter:innen meist auch adaptiert. Das sorgt für eine gemeinsame Tonalität – und Identität.
Beachte: Wie du in den Wald hineinrufst, schallt es zurück – und wenn du das mit einer Stimme voller Power, Motivation und Authentizität tust, dann wird dein Unternehmen mit großer Wahrscheinlichkeit genau diese Dinge von seinen Mitarbeiter:innen bekommen.
Warum JEDES Unternehmen einen Tone of Voice braucht
Sprache ist wichtig, natürlich … Aber wir haben doch ChatGPT.
Autsch. Wenn du einer KI die unglaublich wichtige Aufgabe anvertrauen möchtest, eure Unternehmensidentität zu entwickeln – bitte sehr. Wir raten davon ab. Kommunikation passiert zwischen Menschen. Keine Frage, KI kann helfen, Gebrauchstexte zu schreiben, zu inspirieren und uns jede Menge Aufgaben abnehmen.
Aber einen Ton entwickeln, der zu eurem Unternehmen passt, kann sie (ohne euer Zutun) nicht. Das müsst ihr selbst tun, weil nur ihr euch kennt. Noch nicht überzeugt davon, dass der Tone of Voice zur Prio Nummer 1 in eurem internen Marketing werden sollte? Dann kommen hier die unleugbaren Gründe dafür, dass einfach jedes Unternehmen einen ausgearbeiteten Tone of Voice braucht:
1. Mit dem richtigen Tone of Voice kannst du (fast) jede:n überzeugen
Manchmal braucht es gar keine superinnovativen technologischen Entwicklungen, um als Marke im digitalen Kosmos zu bestehen. Schon die antiken Griech:innen wussten, wie wichtig Sprache ist, wenn es darum geht, einen Menschen von einer Sache zu überzeugen. Da wurden flammende Reden gehalten, die aus Zweifler:innen glühende Bewunder:innen machten. Das hat sich durch unsere gesamte Geschichte gezogen und wird heute noch so gemacht. Nicht nur in der Politik, sondern auch im Marketing und überall da, wo Menschen begeistert werden sollen. Das ist der wichtigste Grund, warum Speaker:innen so angesagt sind. Sie begeistern Menschen mit der Macht ihrer Stimme – und einem perfekt ausgefeilten Tone of Voice. Wie nützlich das in einem Unternehmen ist, in dem alle an einem Strang ziehen sollen, kannst du dir denken!
2. Ein gelungener Tone of Voice schafft Sympathien
Du kennst das sicher auch: Wenn du einen Menschen irgendwo auf einer Bühne siehst und der eine halbwegs gute Rede hält, ist er dir gleich sympathischer. Das liegt daran, dass die Feinheiten der gesprochenen Sprache wie Humor, Stimme und manchmal sogar Fehler dafür sorgen, dass wir mit den Sprecher:innen mitfühlen und sie als authentische Menschen wahrnehmen. Kann man das auch in der Unternehmenskommunikation abbilden? Oh ja. Selbst wenn du nicht sprichst, sondern „nur“ eine Mail schreibst, kannst du deinen Tone of Voice darin spürbar werden lassen. So überzeugst du Menschen nicht nur von deiner Sache, sondern auch von dir und deinem Unternehmen.
3. Mit der richtigen Brand-Stimme sorgst du dafür, dass Menschen sich Informationen merken
„Ehrmann, keiner macht mich mehr an.“
Ob dieser Werbeslogan so wahnsinnig originell ist, ist sicher diskussionswürdig. Was er auf jeden Fall ist: ein gelungenes Beispiel dafür, wie der Tone of Voice den Wiedererkennungswert einer Information stärkt und dafür sorgt, dass Menschen sie sich besser merken können. Es geht selbstverständlich auch raffinierter als in unserem Beispiel. Natürlich sollst du jetzt keine Reime in deine internen Emails packen (bitte nicht!), aber Botschaften wie die von Ehrmann machen deutlich, was alles in so einer Brand-Stimme zum Ausdruck kommt:
• dass die Marke Ehrmann heißt,
• dass sie mich auf eine sinnliche Art (hier Geschmack) anmachen kann
• und – ganz wichtig – dass sie das besser tut als alle anderen.
Wenn ich diesen Slogan höre, ist mir das alles zwar nicht unbedingt bewusst. Aber unterbewusst speichere ich Ehrmann-Produkte als besonders lecker ab. Und das wollten die Macher dieser Werbekampagne erreichen.
4. Eure Brand-Stimme repräsentiert euch
In eurem Tone of Voice kommt nicht nur zum Ausdruck, was ihr sagen und unterschwellig vermitteln wollt, sondern auch: wer ihr seid. Unternehmen, die einen authentischen Tone of Voice haben, zeugen von Integrität. Sie wissen, wer sie sind, was sie wollen und wofür sie stehen. Und diese Dinge sind extrem wichtig, wenn sich euer Unternehmen als interessanter Arbeitgeber positionieren und Mitarbeiter:innen zu Höchstleistungen anspornen will.
5. Mit einem eigenen Tone of Voice grenzt ihr euch von der Konkurrenz ab
Einheitsbrei ist einerlei – niemand hat Lust auf immer ähnliche Informationen in immer dem gleichen Ton. Wenn du auffallen willst, dann musst du anders sein als alle anderen. Dafür bietet der Tone of Voice eine einfache und wirkungsvolle Möglichkeit. Wenn du anders sprichst als deine Konkurrent:innen, nehmen dich Menschen schneller wahr – und werden vielleicht neugierig. Das ist nicht nur im Marketing, sondern auch im Recruiting ein Riesenvorteil.
5 Steps zu deinem Tone of Voice
Wir alle brauchen also eine eigene Stimme, eine besondere Art, uns als Unternehmen auszudrücken, damit wir authentisch wirken und Menschen mit unseren Botschaften nachhaltig ansprechen. Die große Frage lautet: Wie?
Wie entwickle ich eine Brandstimme, die mein Unternehmen angemessen repräsentiert, meine Botschaft perfekt vermittelt und Menschen nicht nur erreicht, sondern auch kompakt informiert und nachhaltig von meiner Sache überzeugt? Let’s have a look.
1. Du weißt nur, wie du klingen willst, wenn du weißt, wer du bist
Bevor du dich an das Finden deines Tone of Voice machst, stellen sich folgende Fragen: Wer seid ihr? Wofür steht ihr? Und von welchen Werten seid ihr überzeugt? Schreibt am besten alles auf, was euch in den Sinn kommt: von Adjektiven wie „motiviert“ über Verben wie „bewegen“ bis hin zu Nomen wie „Gemeinschaft“. Alles, was eure Identität ausmacht und euch wichtig ist, solltet ihr festhalten. Erst dann könnt ihr herausfinden, wie ihr diese Werte und Eigenschaften in eure Kommunikation miteinfließen lasst.
2. Wer ist deine Zielgruppe?
Du sollst dich nicht verbiegen, aber du darfst dich deiner Zielgruppe sprachlich annähern. Wenn du bestimmte Menschen mit deiner Kommunikation erreichen willst, z. B. hochqualifizierte, kollegiale und eigenständige Mitarbeiter:innen, dann solltest du die Sprache dieser Menschen sprechen. Gut ist: Normalerweise deckt sich deine Unternehmensidentität mit deinen Vorstellungen von deinen perfekten Kund:innen bzw. Mitarbeiter:innen. Wenn das nicht so ist, solltest du einen Step zurückgehen und eure Vorstellung von den Werten, besonderen Eigenschaften und Bedürfnissen eures Unternehmens noch einmal unter die Lupe nehmen.
3. Finde dein Warum
Mindestens genauso wichtig wie die Fragen, wer ihr seid und was ihr tut, ist die Frage danach, warum ihr es tut:
- Was ist eure Motivation?
- Was bringt euch dazu, hart zu arbeiten, um eure Ziele zu erreichen?
Die Frage nach dem Sinn und Zweck von Arbeit wird immer wichtiger. Und nur, wenn ihr diese eindeutig für euch beantworten könnt, könnt ihr auf eure Mitarbeiter:innen entschlossen und überzeugend wirken.
4. Welche Emotionen wollt ihr ansprechen?
Überlegt euch, welche Grundemotionen ihr bei eurer Zielgruppe ansprechen wollt. Wie sollen sich Mitarbeiter:innen fühlen, wenn sie eure Emails lesen – motiviert, entspannt, neugierig, gut gelaunt, wertgeschätzt? Natürlich hängt die Emotion stark von der Botschaft ab. Trotzdem solltet ihr grundlegende Gefühle festhalten, die eure Kommunikation ansprechen soll. Konzentriert euch dabei auf eine Handvoll Emotionen und versucht, sie so genau wie möglich zu benennen.
5. Guideline für eure Unternehmenskommunikation
Wenn ihr wisst, wer ihr seid, wer eure Zielgruppe ist und welche Emotionen ihr in diesen Menschen wecken wollt, geht’s ans Sprachliche: Findet Bilder und Worte für die wichtigsten Dinge, die euch als Unternehmen auszeichnen.
Nachhaltigkeit liegt euch am Herzen? Dann zeigt das in eurer Sprache, salopp gesagt mit Bezügen auf „Engagement“, „gut für alle“ und „Verantwortung“.
Ihr seid besonders humorvoll und wollt den Spaß in eurer Arbeit betonen? Dann nutzt dafür witzige, flapsige, einfache Formulierungen, die euren Mitarbeiter:innen ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
Ihr habt große Ziele und wollt völlig neue Produkte entwickeln? Dann zeigt das in passenden Bildern. Dabei könnt ihr metaphorisch aus den Vollen schöpfen, von Motoren über Bahnstrecken bis hin zu futuristischen Bauwerken ist alles erlaubt. Haltet auch fest, welche Wörter ihr nicht benutzen wollt, weil sie euren Kommunikationszielen entgegenstehen und Gefühle erzeugen, die ihr nicht erzeugen wollt.
Beachtet bei der Konzeption eurer Kommunikations-Guideline aber nicht nur die Worte und Bilder, die ihr nutzen wollt. Genauso wichtig sind Satzbau, Komplexität, Ansprache, aktivierende Elemente und Nähe.
Haltet alles fest, was für euren Tone of Voice wichtig ist – und sorgt dafür, dass diese Guideline in eurem Unternehmen bekannt wird.
Tone of Voice finden im SAPERED-Workshop
Wir lieben Sprache – und sind sehr gerne bereit, euch beim Finden eurer eigenen zu unterstützen. Meld dich jetzt an für dein unverbindliches Beratungsgespräch, wir freuen uns drauf!