Warum es nicht noch eine Anleitung für gute Lernvideos braucht
Ganz ehrlich: Lernvideo-Anleitungen gibt es zuhauf im Netz – mal mehr, mal weniger nützlich. Aber erfolgreichen Unternehmen wie deinem bringt es kaum etwas, wenn wir die die beste Kamera empfehlen oder dir sagen, dass dein Video eine Kernbotschaft, eine Geschichte und emotionale Ansprache braucht.
Das sind Basics, die du überall lesen kannst. Falsch sind sie nicht – aber auf Dauer langweilig und vor allem unbrauchbar, wenn du nicht weißt, was digitales Lernen bedeutet und wie Menschen Videoinhalte nachhaltig und effektiv konsumieren können. Darum geht’s hier!
10 Faktoren für Lernvideos, die in betrieblichen Weiterbildungen funktionieren
Lernvideo ist nicht gleich Lernvideo. Und die meisten „Tutorials“ dazu, wie du Lernvideos erstellst, richten sich an Influencer:innen, die mit Lernvideos ihre Zielgruppe erweitern wollen. Es gibt auch (durchaus sinnvolle) Guidelines für Lernvideos, die für Schulen geeignet sind. Aber dein Unternehmen sucht keine Follower:innen (zumindest nicht mit einem Lernvideo) und will auch keine Schulanfänger:innen erreichen. Heißt: Ein Lernvideo im betrieblichen Kontext funktioniert anders als ein Lernvideo auf sozialen Plattformen oder für andere Zielgruppen – trotzdem sind einige Grundfaktoren gleich, nämlich immer dann, wenn es um die Mechanismen des Lernens als menschliche Eigenschaft geht.
Deswegen konzentrieren sich unsere 10 Tipps auf effektives Lernen an sich und konkrete Anwendungsmöglichkeiten für Unternehmen.
1. Versteh, was Menschen zum Lernen antreibt
Auch ein noch so edles Video wird niemandem zum Lernen bringen, wenn es nicht die Grundbedürfnisse der Lernenden anspricht. Welche das sind? Dazu gibt es verschiedene Theorien. Uns überzeugt die Selbstbestimmungstheorie, nach der drei Bedürfnisse erfüllt sein müssen, damit Menschen zu irgendetwas motiviert sind:
- Autonomie, d. h. eigenständiges und individuelles Handeln
- Kompetenz, d. h. Wahrnehmung der eigenen Kapazitäten
- soziale Eingebundenheit, d. h. Zugehörigkeit zu einem Team
Was heißt das konkret für dein Lernvideo?
Ganz einfach gesagt: Wenn du Lernvideos in betrieblichen Weiterbildungen anbietest, solltest du einen Rahmen schaffen, in dem diese drei Dinge erfüllt sind. Wie? Indem du
- flexibel konsumierbare Lernvideos anbietest, d. h. überall und auf jedem Device abrufbar
- Lernvideos erstellst, deren Inhalte Erfolgserlebnisse ermöglichen, d. h. die Inhalte sollten weder über- noch unterfordern und eigenständige Lernkontrollen sollten möglich sein
- du auch für eLearning-Formate immer eine Austauschplattform oder andere Möglichkeit dafür bietest, sich in der Gruppe zu vernetzen und zugehörig zu fühlen
2. Ein Lernvideo ist Inspiration und Grundlage – kein All-in-One-Lernpaket
Oft sollen Lernvideos alles auf einmal sein: Motivationshilfe, Infoquelle, Lerninhalt – alles nicht falsch, aber ein Lernvideo kann nie ein ganzes Thema vermitteln (es sei denn, dieses ist sehr kompakt). Deswegen sollte ein eLearning-Angebot immer aus mehreren Einheiten bestehen. Wenn du Lernenden einen Schulungsfilm vor die Nase setzt, in dem lang und breit irgendetwas erklärt wird, kannst du ihnen genauso gut ein dickes Buch zu lesen geben. Beides wird überfordern, die Aufmerksamkeit senken und den Lernspaß extrem runterdrücken. Das wiederum hat zur Folge, dass der große Lernerfolg ausbleibt.
Es ist wichtig, zu verstehen, dass Lernen ein Prozess ist. Wir lernen immer und überall – auch wenn wir es gar nicht unbedingt vorhaben. Deshalb kann auch ein Thema nicht mit dem einmaligen Anschauen eines Lehrfilms abgehakt werden (es sei denn, es geht wirklich nur um simple Grundlagen).
Was heißt das konkret für dein Lernvideo?
Schaff ein Lernvideo, das inspiriert und zum Weiterlernen motiviert. Biete eine Grundlage, einen Einstieg zu einem Thema im Video – und bau darauf mit weiteren Lerneinheiten auf. Für komplexe Themen ist dies der nachhaltigste Weg, durch Lernvideos Erfolge zu erzielen. Natürlich sollen auch neue Informationen Raum in deinem Video finden. Aber das Video als einzige Quelle dafür herzunehmen, umfassende Inhalte zu vermitteln, wird den Lernerfolg beachtlich schmälern. Sieh dein Lernvideo besser als Teil eines großen Ganzen und integrier es in weitere Module mit verschiedenen medialen Formaten, die das Thema vertiefen.
Das heißt, du solltest unserer bescheidenen Meinung nach in deinem Lernvideo auf folgende Dinge setzen:
- Überschaubarkeit statt Vollständigkeit
- Anregung statt Erklärung
- Verständlichkeit statt Komplexität
3. Ein gutes Lernvideo ist konkret
Eine großartige Eigenschaft von Lernvideos ist, dass sie Abstraktes konkret machen und in greifbaren Bildern verpacken können. Dieses Potenzial bleibt aber oft unausgeschöpft, wenn Themen im Video noch viel zu vage bleiben und eher mit Fachwörtern um sich geschmissen, als mit einer nachvollziehbaren Handlung erzählt wird.
Was heißt das konkret für dein Lernvideo?
Je unmittelbarer die Handlung deines Videos, desto größer der Lernerfolg. „Show, don’t tell“ ist dafür eine sehr gute Devise: Zeige, anstatt zu erzählen! Schaff konkrete, nachvollziehbare Bilder anstatt langer Beschreibungen. Finde eine Situation, um deine Lehrinhalte, anschaulich zu machen, mit der nicht irgendwer, sondern deine Zielgruppe etwas anfangen kann. Dein Video sollte also folgende Eigenschaften haben:
- Kontextbezogenheit statt Abstraktheit
- Bilder statt Texte
- Zielgruppenfreundlichkeit statt Verallgemeinerung
4. Ein gutes Lernvideo ist persönlich
Persönlichkeit ist überall gefragt – im Marketing wie auch im eLearning. Nur, wenn sich deine Zielgruppe persönlich angesprochen fühlt, wird dein Lernangebot gerne und motiviert angenommen.
Was heißt das konkret für dein Lernvideo?
Dein Lernvideo sollte dabei in zweierlei Hinsicht persönlich sein:
- Bezug zur Zielgruppe: Ein persönliches Lernvideo wendet sich an eine besondere Zielgruppe. Es ist nicht beliebig, sondern spricht die Sprache deiner Mitarbeiter:innen und zeigt Themen, die für sie relevant sind.
- Persönlichkeit deines Unternehmens: Ein gutes Lernvideo ist von der ersten Sekunde an eindeutig deinem Unternehmen zuzuordnen. Das gilt für Design, Tonalität und thematische Bandbreite. Auch „echte“ Menschen und deren Probleme im Arbeitsalltag können hier dargestellt werden.
5. Gute Lernvideos bieten Überraschungsmomente
Das größte Problem mit Lernvideos, die nach Anleitungen erstellt werden: Sie erfüllen zwar alle theoretischen Voraussetzungen für gute Schulungsvideos, aber sind alle gleich – und damit unfassbar langweilig. Der Clou liegt also darin, dass dein Video zwar die Basisanforderungen an eLearning erfüllt, aber eben auch damit spielt und mindestens eine Überraschung im petto hat: Ob das ein besonderes Bild, ein überraschender Lacher oder sogar ein Firmen-Insider ist, ist eine Frage des Geschmacks und Kontexts. Hauptsache, es gibt irgendein Element, das „stört“, aufhorchen lässt, zum Schmunzeln bringt. Dann hat dein Lernvideo nämlich nicht nur trockene Infos zu bieten, sondern auch einen riesigen Vorteil gegenüber den allermeisten anderen Lernvideos: Charme. Denn auch ein Lernvideo ist im besten Fall ein Unterhaltungsmedium, das nicht nur informiert, sondern auch entertainen kann.
Was heißt das konkret für dein Lernvideo?
Zu einem richtig guten Lernvideo gehört nicht nur didaktisches Wissen, sondern auch der Mut, etwas auszuprobieren. Dabei kann dir folgendes Mindset helfen:
- anders statt genauso wie sonst (Gibt es etwas Besonderes in deinem Video?)
- überraschend statt langweilig (Wie hältst du die Aufmerksamkeit des Publikums?)
- unterhaltsam statt nur informativ (Wo weckst du in deinen Zuschauer:innen Emotionen?)
6. Für ein gutes Lernvideo musst du den Bedarf deiner Zielgruppe kennen
Viele Unternehmen machen den Fehler, dass sie Lernvideos konzipieren, die zwar irgendein unternehmensrelevantes Thema betreffen, nicht aber die realen Probleme ihres Teams. Diese musst du aber kennen, damit dein Lernvideo wirklich interessant für deine Zielgruppe ist. Was habe ich davon, wenn mir das Thema Compliance lang und breit theoretisch erklärt wird, aber ich immer noch nicht weiß, wie ich auf dubiose E-Mails von Geschäftspartner:innen reagieren soll?
Was heißt das konkret für dein Lernvideo?
Wenn du deine Mitarbeiter:innen wirklich mit einem Lernangebot erreichen willst, musst du ihnen konkrete Problemlösungen darin bieten. Dein Video sollte deshalb folgende Inhalte haben:
- realistische Anwendung statt abstrakter oder unrealistischer Situationen
- Problemlösung statt Erklärung
- Handlungsempfehlung statt theoretischer Lösungen
Natürlich gilt hier: Je komplexer dein Thema, desto spezieller sollte dein Video sein. Deshalb kann es durchaus sinnvoll sein, sich im Video auf einen einzigen Aspekt eines Problems zu konzentrieren und die Vertiefung des Themas in andere eLearning-Einheiten zu legen.
7. Das Format deines Lernvideos richtet sich nach Inhalt und Ziel
Oft ist es so, dass ein Videoformat gerade „in“ ist und plötzlich alle eins davon haben wollen. Probleme dabei:
- Es wird schnell beliebig, wenn alle nur das Gleiche bieten.
- Manchmal passt ein noch so gehyptes Format einfach nicht zu dem, was du mit deinem Video sagen willst.
Zum Beispiel: Experteninterviews sind gerade angesagt, um den Einstieg zu einem Thema zu erleichtern. Super, aber was bringt dir das als Handwerker:in, wenn du eine neue Maschine kennenlernen sollst? Wenig bis nix. Hier würde ein Tutorial oder auch ein animiertes Video mit einer realistischen Darstellung der Maschine und den wichtigsten Steps der Handhabung viel nützlicher sein.
Was heißt das konkret für dein Lernvideo?
Beim Format solltest du dich nicht daran orientieren, was gerade alle machen, sondern an folgenden Dingen:
- Passt das Format zum Inhalt?
- Bietet das Format den größten Mehrwert für Lernende?
- Passt das Format zu unserem Unternehmen?
8. Ein effektives Lernvideo startet vom Blickwinkel des Publikums
Alle wollen lernen. Aber niemand will belehrt werden. Das ist ein superwichtiges Credo in der betrieblichen Weiterbildung. Deshalb sollte jedes Lernangebot, einschließlich Schulungsfilmen, auf Augenhöhe mit den Lernenden spielen.
Was heißt das konkret für dein Lernvideo?
- Erkläre nicht „von oben herab“, sondern schaffe ein Wir-Gefühl, zum Beispiel durch eine Figur, mit der deine Mitarbeiter:innen sich verbunden fühlen können.
- Halte das Video so einfach wie möglich. Verzichte auf umständliche Formulierungen und Fremdwörter.
- Lass deine Lernenden Dinge entdecken, anstatt ihnen vorgefertigte Deutungen zu präsentieren (Stichwort: Inspiration!). Hier musst du natürlich darauf achten, die Balance zwischen nützlichen Erklärungen und eigenen Interpretationen zu finden.
9. Ein gutes Lernvideo bietet größtmögliche Barrierefreiheit
Viele Unternehmen wissen gar nicht, welch großes Potenzial in einem einzigen Erklärvideo steckt. Du kannst damit nicht nur überregional und international Lernende erreichen, sondern auch Menschen mit Einschränkungen fördern. Untertitel sind hierfür die einfachste Variante. Aber auch Skripte und Tonversionen deines Videos solltest du anbieten, wenn Barrierefreiheit für dein Unternehmen ein Anspruch ist. Denk dran: Dein eLearning-Angebot ist auch internes Aushängeschild für dein Unternehmen und eure Philosophie. Deshalb sollte Barrierefreiheit, ab einer bestimmten Unternehmensgröße, Voraussetzung für dich sein.
Was heißt das konkret für dein Lernvideo?
- Finde heraus, welchen Bedarf an Barrierefreiheit es bei euch gibt und künftig geben wird: Braucht ihr mehrsprachige Lernvideos? Sind Untertitel und Co. sinnvoll?
- Bemüh dich um eine multimediale Umsetzung deines Lernvideos, z. B. als Audiodatei.
- Halt dein Video graphisch so niedrigschwellig wie möglich mit großen Schriften und leicht konsumierbaren Bildern.
10. Ein gutes Lernvideo braucht ein Ziel
Natürlich weißt du, dass dein Lernvideo Menschen aus deinem Unternehmen helfen sollt, Thema XY zu verstehen. Aber das ist zu ungenau. Richtig erfolgreiche Lernvideos haben immer ein sehr genaues Ziel, für das sie konzipiert wurden.
Was heißt das konkret für dein Lernvideo?
- Formulier ein Ziel für euer gesamtes eTraining zu einem Thema und bestimme ein Teilziel für dein Lernvideo.
- Das Ziel deines Videos sollte immer ein Lernziel für die Lernenden sein (und kein übergeordnetes Unternehmensziel), z. B.: „Nach dem Video sollen Lernende wissen, wie Sie in unserer neuen Textverarbeitungssoftware Überschriften erstellen“ (einfaches Thema) oder „Nach dem Video sollen Lernende inspiriert dazu sein, unsere neue Vision in ihre Arbeit zu integrieren“ (komplexes Thema mit weiteren eLearning-Modulen).
Lernvideos von SAPERED – alles außer langweilig
Enttäuscht, dass du hier keine Schritt-für-Schritt-Anleitung für Lernvideos bekommen hast? Hoffentlich nicht! Unser Ziel mit diesem Artikel war es, dich zur Gestaltung wirklich effektiver und nachhaltiger Learning Experiences zu motivieren. Wenn wir das geschafft haben – juhu!
Gerne unterstützen wir dich auch bei der Entwicklung deines Lernangebots – immer mit hohem Spaßfaktor und ganz sicher nicht so „wie bei allen anderen“. Klingt gut? Dann meld dich einfach bei uns und wir treffen uns auf einen virtuellen Kaffee, um dein Projekt zu besprechen. Wir freuen uns drauf!