Learning & Development Indi­vi­du­el­les Ler­nen vs. Lern­ge­mein­schaft: Pros, Cons und war­um wir bei­des brau­chen

Ler­nen ist eine per­sön­li­che Sache. Was wir brau­chen, damit wir gut ler­nen kön­nen, ist von Mensch zu Mensch unter­schied­lich. Wäh­rend eine:r Musik im Hin­ter­grund anre­gend fin­det, kann sich der:die ande­re nicht kon­zen­trie­ren, wenn irgend­wo etwas dudelt. Wäh­rend eini­ge bes­ser am Mor­gen ler­nen, kommt der Lern­mo­dus bei ande­ren nachts auf. Und auch die Fra­ge, ob wir lie­ber allei­ne oder in der Grup­pe ler­nen, bedarf einer indi­vi­du­el­len Ant­wort – oder? Hier kom­men die Vor- und Nach­tei­le bei­der Lern­for­men – und der Grund dafür, war­um wir alle bei­des brau­chen.

Lerngemeinschaft July 26, 2023 Anna Keller 8 min

Indi­vi­du­el­les Ler­nen: Fle­xi­bel, prak­tisch, eLear­ning

Die Vor­tei­le von indi­vi­du­el­len Lern­an­ge­bo­ten lie­gen auf der Hand, vor allem, wenn es sich um eLear­ning han­delt. Wir spre­chen jetzt nicht von den gan­zen Kos­ten, die dein Unter­neh­men dadurch spa­ren kann. Es geht uns in die­sem Arti­kel vor allem um die Ler­nen­den und den Lern­ef­fekt:

  • Indi­vi­du­el­les Ler­nen ist fle­xi­bel, zeit­lich wie ört­lich.
  • Indi­vi­du­el­les Ler­nen ermög­licht Ler­nen nach eige­nem Geschmack – auf der Couch, in kur­zen Ein­hei­ten oder direkt alles auf ein­mal.
  • Indi­vi­du­el­les Ler­nen senkt den Wett­be­werbs­druck – mein:e Kolleg:in ist schnel­ler als ich? Na und? Wenn ich indi­vi­du­ell ler­ne, bekom­me ich davon ver­mut­lich nicht ein­mal etwas mit.
  • Indi­vi­du­el­les Ler­nen ermög­licht ein­fa­che Wie­der­ho­lun­gen: Wenn ich etwas beim ers­ten Mal nicht ver­stan­den habe, schaue ich mir den Con­tent ein­fach noch mal an.
  • Mit indi­vi­du­el­len Lern­in­hal­ten kann ich nach Rele­vanz wäh­len: Eini­ge Lek­tio­nen kön­nen aus­ge­las­sen, ande­re ver­tieft wer­den – je nach­dem, was ich gera­de brau­che.
  • Indi­vi­du­el­les Ler­nen för­dert Eigen­stän­dig­keit: Nicht ohne Grund wird es an Unis groß­ge­schrie­ben. Wer selbst­stän­dig lernt, fühlt sich für den eige­nen Lern­er­folg viel mehr ver­ant­wort­lich als beim Ler­nen in der Grup­pe. Das för­dert nicht nur das Ver­ant­wor­tungs­be­wusst­sein beim Ler­nen, son­dern in der Arbeit an sich.
  • Wenn ich mir Inhal­te selbst­stän­dig erar­bei­te, anstatt sie nur zu wie­der­ho­len, kann das einen nach­hal­ti­ge­ren Lern­ef­fekt haben.
  • Indi­vi­du­el­les Ler­nen ist nied­rig­schwel­lig – und zwar auf­grund all die­ser genann­ten Fak­to­ren. Ein Semi­nar muss ich sowohl als Teilnehmer:in als auch als Lehrende:r gut pla­nen – digi­ta­le Lear­ning Expe­ri­en­ces kann ich qua­si-aut­ark abru­fen und des­halb ein­fa­cher in mei­nen All­tag inte­grie­ren.

Nach­tei­le von indi­vi­du­el­len Lern­an­ge­bo­ten

Aber natür­lich gibt es auch die ande­re Sei­te der Medail­le. Indi­vi­du­el­les Ler­nen kann näm­lich eins nicht abbil­den: den sozia­len Fak­tor der Grup­pen­ler­nens. Und damit gehen eini­ge Nach­tei­le ein­her:

  • Indi­vi­du­el­les Ler­nen kann schnell lang­wei­lig wer­den – so mul­ti­me­di­al und spie­le­risch und ziel­grup­pen­spe­zi­fisch es auch ist. Ohne sozia­le Spie­ge­lung wer­den uns Din­ge schnell öde.
  • Indi­vi­du­el­les Ler­nen kennt kei­ne Grup­pen­dy­na­mik – und die­se ist sau­wich­tig, wenn es dar­um geht, die Moti­va­ti­on hoch­zu­hal­ten.
  • Wer indi­vi­du­ell lernt, kann sich nicht über Lern­in­hal­te aus­tau­schen. Zumin­dest ist das nicht unmit­tel­bar und in echt“ mög­lich. Ver­ständ­nis­fra­gen kön­nen in Semi­na­ren zwi­schen­durch beant­wor­tet wer­den. Bei indi­vi­du­el­len Lear­ning Expe­ri­en­ces geht das nur bedingt.
  • Indi­vi­du­el­les Ler­nen erfor­dert Eigen­ver­ant­wor­tung – und das ist zwar einer­seits för­der­lich, aber ande­rer­seits eben auch sehr for­dernd. Wer sich nicht gut selbst moti­vie­ren kann, hat es beim indi­vi­du­el­len Ler­nen schwer.
  • Die Krea­ti­vi­tät einer Grup­pe kommt beim indi­vi­du­el­len Ler­nen nicht zustan­de. Für Info­trai­nings über das neue Fir­men­ge­bäu­de ist das viel­leicht nicht not­wen­dig. Wenn es um die Gestal­tung einer neu­en HR-Stra­te­gie geht, schon.
  • Durch indi­vi­du­el­le Lern­an­ge­bo­te ver­schwimmt die Gren­ze zwi­schen Arbeit und Frei­zeit leich­ter. Als Part der Unter­neh­mens­füh­rung magst du jetzt juhu!“ schrei­en. Das ist doch dann ech­tes Inter­es­se! Aber dau­er­haft tut eine all­zu schwam­mi­ge Gren­ze nicht gut – weder dem:der Mitarbeiter:in noch der Pro­duk­ti­vi­tät.
  • Der prak­ti­sche Teil wird beim indi­vi­du­el­len Ler­nen meist wenig beach­tet. Das ist in Grup­pen­se­mi­na­ren eher mög­lich.

Lern­ge­mein­schaft: Zusam­men, inter­ak­tiv, Work­shop

Kom­men wir zu den Vor- und Nach­tei­len des Zusam­men­ler­nens, begon­nen mit all den Vor­zü­gen, die das gemein­sa­me Ler­nen (am bes­ten ana­log in einem Raum) mit sich bringt:

  • Gemein­sam ler­nen schafft Gemein­schaft – und die­se ist einer der Grund­pfei­ler für funk­tio­nie­ren­de Unter­neh­men. Jede Erfah­rung, die wir tei­len, bringt uns als Team enger zusam­men. Wir ler­nen ein­an­der ken­nen und fin­den her­aus, wie wir gemein­sam Pro­ble­me lösen und Neue­run­gen ent­wi­ckeln kön­nen. Das ist eine per­fek­te Simu­la­ti­on von All­tags­si­tua­tio­nen in unse­rer Zusam­men­ar­beit.
  • Lern­ge­mein­schaf­ten und Grup­pen­se­mi­na­re för­dern die Krea­ti­vi­tät – und zwar weit­aus mehr, als das beim indi­vi­du­el­len Ler­nen mög­lich ist. Kom­mu­ni­ka­ti­on schafft Ideen. Wir brau­chen ein­an­der, um uns zu inspi­rie­ren.
  • Gemein­sam ler­nen erhöht die Moti­va­ti­on: Wenn ich mich als Teil einer Grup­pe begrei­fe, will ich oft noch stär­ker zum Erfolg bei­tra­gen, als wenn es dabei nur mich geht.
  • Mode­ra­ter Wett­be­werbs­druck erhöht die Leis­tung: Wenn ich im Team gegen ande­re Teams antre­te oder mich als Indi­vi­du­um mit ande­ren mes­se, will ich gewin­nen. Das treibt mei­ne Leis­tungs­fä­hig­keit in die Höhe.
  • Kom­mu­ni­ka­ti­on über Lern­in­hal­te ist in Lern­ge­mein­schaf­ten ein­fach: Ich habe eine Fra­ge, ver­ste­he etwas nicht, möch­te über das Kurs­for­mat spre­chen – alles kein Pro­blem, weil immer ein:e Ansprechpartner:in da ist.
  • Zusam­men ler­nen macht Spaß: Wenn ich nur allei­ne vor dem Rech­ner sit­ze, wird mir schnell lang­wei­lig. Gemein­sam in der Grup­pe zu inter­agie­ren, sorgt für Abwechs­lung.
  • Aus­pro­bie­ren ist beim gemein­sa­men Ler­nen ein­fa­cher – zumin­dest, wenn es ana­log abläuft.
  • Wenn ich mit ande­ren ler­ne, ent­wick­le ich ganz neben­bei mei­ne Social Skills wei­ter – beim Allei­neler­nen nicht.

Nach­tei­le von Lern­ge­mein­schaf­ten

Und natür­lich las­sen wir auch hier die Her­aus­for­de­run­gen des gemein­schaft­li­chen Ler­nens nicht unkom­men­tiert:

  • Lern­ge­mein­schaf­ten erfor­dern Kom­pro­mis­se: Ich kann nicht so ler­nen, wie es mir am bes­ten passt, son­dern muss mich an die Grup­pe anpas­sen. Das kann für eini­ge Ler­nen­de zum Pro­blem wer­den.
  • Lern­ge­mein­schaf­ten haben Kon­flikt­po­ten­zi­al – wie immer, wenn Men­schen zusam­men­kom­men. Das ist zwar kein Nach­teil an sich, aber eine Schwie­rig­keit, mit der wir beim indi­vi­du­el­len Ler­nen nicht kon­fron­tiert sind (zumin­dest nicht unmit­tel­bar).
  • Gemein­sa­mes Ler­nen erfor­dert Pla­nung – ich kann mich nicht ein­fach an den Rech­ner set­zen oder zwi­schen­durch mal eine Ein­heit abha­ken. Wenn ich in einer Grup­pe ler­ne, brau­che ich einen Raum und einen fes­ten Zeit­rah­men, in dem wir uns tref­fen. Bei digi­ta­len Semi­na­ren fällt zwar der Raum weg, aber zu ler­nen, wann ich will, ist trotz­dem nicht mög­lich.
  • Gemein­sam zu ler­nen treibt den Wett­be­werb unter Mitarbeiter:innen an. War das nicht gera­de noch ein Vor­teil? Ja, bis zu einem gewis­sen Grad. Zu viel Leis­tungs­druck hat aller­dings den gegen­tei­li­gen Effekt. Sowohl Moti­va­ti­on als auch Gemein­schafts­ge­fühl sin­ken dann wie­der.
  • Lern­ge­mein­schaf­ten sind nicht sehr effi­zi­ent – das gilt vor allem für Grup­pen­se­mi­na­re, in denen es um Wis­sens­er­werb geht. Nicht alle Mitarbeiter:innen sind zu Semi­nar­be­ginn auf dem glei­chen Stand. Aber alle müs­sen exakt den­sel­ben Inhalt durch­ar­bei­ten.
  • Lern­ge­mein­schaf­ten kön­nen zurück­hal­ten­de Mitarbeiter:innen benach­tei­li­gen. Es gibt Men­schen, die sich in expo­nier­ten Grup­pen­si­tua­tio­nen ein­fach nicht wohl­füh­len. Für die­se sind Lern­ge­mein­schaf­ten nicht immer von Vor­teil (auch wenn sie ande­rer­seits die Mög­lich­keit bie­ten, genau die­se schwie­ri­gen Inter­ak­tio­nen zu üben).

Indi­vi­du­el­les Ler­nen oder Lern­ge­mein­schaft? – Ja, bit­te!

Wir hat­ten es ja ein­gangs schon gesagt: Bei SAPE­RED hal­ten wir nicht viel davon, für das eine oder ande­re Plä­doy­er zu hal­ten. Wie auch? Bei­de Lern­for­men haben durch­aus ihre Vor- und Nach­tei­le. Für uns ist es viel wich­ti­ger, in jeder Wei­ter­bil­dung genau die Ele­men­te bei­der Wel­ten zu ver­ei­nen, die für die­ses Unter­neh­men und die­se Mitarbeiter:innen jetzt sinn­voll sind. Wir sind also gro­ße Fans von Misch­for­men, die sowohl digi­tal und indi­vi­du­ell als auch ana­log und gemein­sam das Ler­nen ermög­li­chen.

Sol­che Kon­zep­te nennt man Blen­ded Lear­ning – wovon du garan­tiert schon gehört hast. Aber für uns meint Blen­ded“ nicht: Ich setz mich mal vor den Rech­ner mit Zoom und mal ins Semi­nar. Nee. Es geht uns dar­um, ganz­heit­li­che Lear­ning Expe­ri­en­ces zu schaf­fen, die Men­schen anspre­chen, begeis­tern und zu nach­hal­ti­gen Lern­er­fol­gen ver­hel­fen.

Was wir mit jedem Kon­zept anstre­ben: Mitarbeiter:innen, die aus der Wei­ter­bil­dung kom­men und mit strah­len­den Augen rufen – Ich hab’s kapiert! Und mehr noch: Ich hab‘ voll Lust, mein neu­es Wis­sen jetzt in mei­ner Arbeit anzu­wen­den!“ (Natür­lich reicht es auch, wenn sie das den­ken …)

Das ist ein hoher Anspruch und wir kön­nen ihn nur erfül­len, wenn wir das Bes­te aus indi­vi­du­el­len Lern­kon­zep­ten mit dem Bes­ten aus dem gemein­sa­men Ler­nen ver­bin­den. Blen­ded Lear­ning heißt also für uns: Eine ana­lo­ge Lear­ning Expe­ri­ence genau da mit Indi­vi­du­al-eLear­ning-Ele­men­ten anzu­rei­chern, wo ech­ter Mehr­wert ent­steht. Nicht, weil es cool ist. Nicht, weil es alle machen. Son­dern weil es nütz­lich ist und Erfolg bringt. Genau­so kön­nen wir digi­ta­le Lern­an­ge­bo­te um ana­lo­ge Ele­men­te erwei­tern, die wirk­lich Mehr­wert brin­gen. Klingt gut? Dann lass uns reden – wir freu­en uns drauf!

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