Weiterbildung Feh­ler­kul­tur als Quel­le des Ler­nens: War­um das Fal­sche euch oft zum Rich­ti­gen führt

Feh­ler sind doof, nie­mand mag sie, alle wol­len per­fekt sein. Wie blöd – denn ohne Feh­ler kön­nen wir uns nicht ent­wi­ckeln. Ist ja auch logisch: Wenn ich nur Din­ge tue, die ich rich­tig mache, heißt das im Grun­de, dass ich nie was Neu­es anpa­cke. Weil ich mich nicht traue, etwas falsch zu machen. Für Fir­men ein Fias­ko, denn ohne Inno­va­ti­on geht hier gar nichts. Höchs­te Zeit also, dem Feh­ler­ma­chen die Aner­ken­nung zu schen­ken, die es ver­dient. Und zwar JETZT!

Fehlerkultur July 27, 2023 Anna Keller 8 min

Was heißt hier Feh­ler”?

Laut dem Deut­schen Insti­tut für Nor­mung ist ein Feh­ler ein Merk­mals­wert, der die vor­ge­ge­be­nen For­de­run­gen nicht erfüllt. Das klingt natür­lich nach völ­li­gem Ablo­sen. For­de­run­gen nicht erfüllt. Auwei.

Es gibt aber noch ande­re Defi­ni­tio­nen des Feh­lers, zum Bei­spiel: etwas, das nicht rich­tig ist.“ Ziem­lich schwam­mig – aber nütz­lich. DAn­spor­nenn wenn etwas nicht rich­tig ist, dann heißt das, dass es etwas ande­res geben muss, das rich­ti­ger ist. Und hier zeigt sich der gro­ße Vor­teil des Feh­ler­ma­chens: Wenn ich etwas falsch mache, dann kann ich mich ver­bes­sern. Wenn ich nichts falsch mache – dann nicht. Ent­we­der, weil ich es schon per­fekt mache. Oder weil ich es gar nicht erst ver­su­che. Heißt: Mit jedem Feh­ler rücke ich ein Stück näher an das Rich­ti­ge her­an, auch wenn ich jetzt noch nicht weiß, was das genau ist.

War­um wir Feh­ler machen müs­sen, um zu ler­nen

Ein Arti­kel in der Süd­deut­schen belegt ziem­lich ein­deu­tig, dass Feh­ler zum Ler­nen nicht nur dazu­ge­hö­ren, son­dern unab­ding­bar sind. Am bes­ten ler­nen wir näm­lich, wenn wir bei einer Auf­ga­be 85 % rich­tig und 15 % falsch machen.

Feh­ler sind also ein Ansporn für uns, damit wir uns ver­bes­sern und neue Kom­pe­ten­zen ent­wi­ckeln.

Aber war­um ist das so?

Nun ja, wegen der Aus­ge­wo­gen­heit! Wenn ich alle Auf­ga­ben in einem Bereich lösen kann, dann heißt dass, dass ich nichts Neu­es ler­ne. Wenn ich gar kei­ne Auf­ga­be lösen kann, bin ich demo­ti­viert. Es geht also um Her­aus­for­de­rung und Erfolg. Und Feh­ler­ma­chen hat mit bei­dem zu tun.

Wenn wir dem Kon­struk­ti­vis­mus fol­gen, dann beruht das Ler­nen auf unse­rer sub­jek­ti­ven Kon­struk­ti­on von Rea­li­tät. Mit jeder Erfah­rung, die ich mache, ändert sich mei­ne Sicht auf die Welt. Und jede neue Erfah­rung ist ganz natür­lich mit Feh­lern ver­bun­den.

Wenn klei­ne Kin­der ihre ers­ten Schrit­te machen, fal­len sie hin. Wenn ich Japa­nisch ler­ne, ver­wen­de ich Wör­ter mit Sicher­heit falsch. Und wenn ich in mei­nem Job etwas Inno­va­ti­ves ent­wi­ckeln will, muss ich Din­ge aus­pro­bie­ren, die nicht funk­tio­nie­ren. Soll hei­ßen: Wer kei­ne Feh­ler macht, lernt auch nicht. Des­halb ist eine kon­struk­ti­ve Feh­ler­kul­tur extrem nütz­lich, damit Unter­neh­men vor­an­kom­men, bes­ser wer­den und ihre Zie­le errei­chen.

Feh­ler­kul­tur in Unter­neh­men: destruk­tiv oder kon­struk­tiv und offen?

Eine Feh­ler­kul­tur hat jedes Unter­neh­men, ob bewusst oder nicht. Sie ist von den Grund­sät­zen, Wer­ten und Norm­vor­stel­lun­gen einer jeden Fir­ma geprägt. Die wich­tigs­te Fra­ge dabei lau­tet: Was bedeu­ten Feh­ler für uns und wie gehen wir mit ihnen um?

Dafür gibt es zwei Mög­lich­kei­ten:

1. Destruk­ti­ve Feh­ler­kul­tur

Wenn Feh­ler als etwas Furcht­ba­res, nicht Tole­rier­ba­res emp­fun­den wer­den, spricht man von einer destruk­ti­ven Feh­ler­kul­tur. Destruk­tiv, weil sich die­se Ein­stel­lung ungüns­tig auf das Arbeits­kli­ma, die Pro­duk­ti­vi­tät und Qua­li­tät im Unter­neh­men aus­wirkt. Wer Angst hat, Feh­ler zu machen, bewegt sich immer in ver­trau­ten Gefil­den. Für Neue­run­gen, Gewag­tes und Wei­ter­ent­wick­lung ist dann kein Platz. Statt­des­sen wer­den Feh­ler geäch­tet, es wer­den Schul­di­ge gesucht und ein Kli­ma der Anspan­nung und Ver­tu­schung ent­steht. Denn Feh­ler pas­sie­ren trotz­dem, weil sie eben mensch­lich sind. Wenn ich aber als Angestellte:r kei­nen Mut auf­brin­ge, die­se zu kom­mu­ni­zie­ren, ist das Fias­ko vor­pro­gram­miert.

2. Offe­ne und kon­struk­ti­ve Feh­ler­kul­tur

Die kon­struk­ti­ve Feh­ler­kul­tur zeich­net sich durch Offen­heit, Ver­ständ­nis und Ehr­lich­keit aus. Wenn Feh­ler als nor­ma­le Phä­no­me­ne des Ler­nens und Chan­ce zur Wei­ter­ent­wick­lung ver­stan­den wer­den, ist der Mut, Neu­es aus­zu­pro­bie­ren, grö­ßer. Wei­ter gedacht bedeu­tet das: Inno­va­tio­nen wer­den schnel­ler mög­lich. Men­schen schöp­fen ihr Poten­zi­al aus und zol­len ein­an­der Respekt, nicht nur für die Din­ge, die sie rich­tig gemacht haben, son­dern auch für den Mut, Feh­ler zu machen und zuzu­ge­ben. Ver­tu­schung von Feh­lern wird über­flüs­sig und das Arbeits­kli­ma ent­spann­ter und frucht­vol­ler.

Na, wel­che Feh­ler­kul­tur gefällt dir bes­ser? Genau – uns auch …

Kon­struk­ti­ve Feh­ler­kul­tur – war­um jedes Unter­neh­men eine braucht

Es liegt auf der Hand: In einer kon­struk­ti­ven Feh­ler­kul­tur arbei­tet es sich ange­neh­mer, bes­ser und inno­va­ti­ver. Aber es gibt noch eine gan­ze Men­ge kon­kre­te­rer Grün­de, war­um kein Unter­neh­men ohne kon­struk­ti­ve Feh­ler­kul­tur aus­kommt. Näm­lich die­se:

1. Rule of Ten: Je frü­her Feh­ler kom­mu­ni­ziert wer­den, des­to güns­ti­ger

Die Rule of Ten besagt, dass die Kos­ten für die Behe­bung jedes Feh­lers in jeder ein­zel­nen Stu­fe der Wert­schöp­fungs­ket­te (Idee, Pro­duk­ti­on, Qua­li­täts­prü­fung usw.) um den Fak­tor 10 steigt. Heißt: Je spä­ter ein Feh­ler ent­deckt wird, umso teu­rer die Lösung. Eine offe­ne Feh­ler­kul­tur kann das ver­hin­dern. Wenn Feh­ler als Bestand­teil von Ent­wick­lung ver­stan­den wer­den, trau­en sich Mitarbeiter:innen schnel­ler, die­se zu kom­mu­ni­zie­ren – und spa­ren ihren Unter­neh­men viel Bares.

2. Feh­ler kön­nen ein­fa­cher ana­ly­siert wer­den

Damit wir aus Feh­lern ler­nen, reicht es nicht, sie zu machen. Wir müs­sen auch reflek­tie­ren, wor­in genau der Feh­ler lag und wie wir es beim nächs­ten Mal bes­ser machen kön­nen. Eine kon­struk­ti­ve Feh­ler­kul­tur lässt dies zu, ohne sofort auf Schuld­zu­wei­sun­gen zu bestehen.

3. Wer Feh­ler machen darf, bit­tet um Hil­fe

Wenn Feh­ler nicht als ein Zei­chen von Schwä­che gewer­tet wer­den, son­dern als Mut, sich aus­zu­pro­bie­ren, dann ist die Bereit­schaft, um Hil­fe zu bit­ten, grö­ßer. Nie­mand muss sich schä­men, etwas nicht zu wis­sen oder nicht zu kön­nen. So ent­steht ein Kli­ma der Hilfs­be­reit­schaft und die bes­te Vor­aus­set­zung für einen wach­sen­den Wis­sens­pool, in dem alle von allen pro­fi­tie­ren. Für das betrieb­li­che Ler­nen pures Gold wert!

4. Mit einer anneh­men­den Feh­ler­kul­tur steigt die Lern­be­reit­schaft

In Unter­neh­men, in denen Feh­ler grund­sätz­lich mit Inkom­pe­tenz gleich­ge­setzt wer­den, sinkt die Bereit­schaft, etwas zu ler­nen. Denn das wür­de ja bedeu­ten, dass ich mich in einem Bereich als unwis­send oute, sprich: nicht kom­pe­tent bin. Aber: Wenn es immer nur dar­um geht, so zu tun, als wür­den alle alles kön­nen, kann bald nie­mand mehr was. Denn die Anfor­de­run­gen an Arbeit ändern sich rasant in der digi­ta­len Welt. Und nur wer bereit ist zu ler­nen, kann da mit­hal­ten.

5. Ohne Feh­ler, nichts Neu­es

Das gilt fürs Ler­nen wie für die Pro­dukt­ent­wick­lung: Wenn du dich oder irgend­et­was um dich her­um ent­wi­ckeln willst, dann machst du Feh­ler. Und die­se kannst du leich­ter machen, wenn um dich her­um eine Atmo­sphä­re des Wohl­wol­le­nes statt einer Bloß-kei­ne-Feh­ler-Devi­se herrscht.

Kaf­fee und Post-its – zwei gran­dio­se Erfin­dun­gen, die ohne kon­struk­ti­ve Feh­ler­kul­tur nicht mög­lich gewe­sen wären

Feh­ler­kul­tur und Inno­va­ti­on – davon wird so oft gere­det. Aber was heißt das denn kon­kret? Nun, zum Bei­spiel, dass unse­re Büros heu­te extrem anders aus­se­hen wür­den, wenn da nicht zwei wert­vol­le Feh­ler gewe­sen wären …

Der Kaf­fee zum Bei­spiel wür­de nicht in unser alle Maschi­nen kochen, wenn nicht ein äthio­pi­scher Zie­gen­hir­te um 600 die Kaf­fee­boh­ne ent­deckt, gekocht, für unge­nieß­bar befun­den und schnur­stracks ins Feu­er gewor­fen hät­te. So stieß er zufäl­lig auf den vor­züg­li­chen Duft gerös­te­ter Kaf­fee­boh­nen. Wir dan­ken ihm bis heu­te für die­sen Feh­ler!

Du bist kein Kaf­fee-Fan? Macht nichts, auch beim Tee gibt es ein her­vor­ra­gen­des Bei­spiel für bahn­bre­chen­de Erfin­dun­gen, die aus Feh­lern ent­stan­den sind: den Tee­beu­tel. Als der Tee­händ­ler Tho­mas Sul­li­van sei­nen Tee in Sei­den­beu­tel pack­te, woll­te er damit eigent­lich nur die Mee­res­über­que­rung ein­fa­cher machen. Als aber zufäl­lig einer die­ser Beu­tel in kochen­dem Was­ser lan­de­te, hat­te er die super­in­no­va­ti­ve Idee. Ein paar Ver­su­che brauch­te Sul­li­van noch, bis er einen rund­um per­fek­ten Tee­beu­tel ent­wi­ckelt hat­te. Aber begon­nen hat alles mit einem ein­zi­gen Feh­ler …

Feh­ler­kul­tur bei SAPE­RED – au, ja!

Wir fei­ern Feh­ler, weil wir aus ihnen ler­nen und nur so die Top-Qua­li­tät an Lear­ning Expe­ri­en­ces bie­ten kön­nen, die unse­re Kund:innen schät­zen. Hast du Lust auf eine Wei­ter­bil­dung, in der nicht unrea­lis­ti­sche Per­fek­ti­on, son­dern ech­te Inno­va­ti­on im Vor­der­grund steht? Dann wen­de dich an uns. Wir freu­en uns dar­auf, zusam­men mit euch Feh­ler zu machen und dabei jede Men­ge zu ler­nen, was euer Unter­neh­men wei­ter­bringt.

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