Lerntheorien Kon­struk­ti­vis­mus: Lern­theo­rie im Über­blick und wie Unter­neh­men in ihren Trai­nings davon pro­fi­tie­ren kön­nen

Rea­li­tät ist eine Fra­ge der Wahr­neh­mung, so der Kon­struk­ti­vis­mus. Was das im Kon­text des Ler­nens bedeu­tet und wie sich Unter­neh­men eine kon­struk­ti­vis­ti­sche Per­spek­ti­ve in ihren Trai­nings zunut­ze machen kön­nen, liest du hier.

Konstruktivismus July 14, 2023 Anna Keller 6 min

Kon­struk­ti­vis­mus, ein­fach erklärt

Der Kon­struk­ti­vis­mus ist eine Lern­theo­rie, die auf Paul Watz­la­wick und Jean Pia­get zurück­geht. Im Zen­trum steht die Fra­ge nach der Kon­struk­ti­on von Rea­li­tät durch das Indi­vi­du­um. Anders gesagt:

Inwie­fern hängt mei­ne Wahr­neh­mung der Rea­li­tät mit mei­nen sub­jek­ti­ven Emp­fin­dun­gen, Bewer­tun­gen, Erfah­run­gen und Hal­tun­gen zusam­men?

Laut Kon­struk­ti­vis­mus ist die Ant­wort ein­fach: Objek­ti­ve Rea­li­tät ist für Men­schen kaum mög­lich, weil wir eine Sache immer aus unse­rer indi­vi­du­el­len Per­spek­ti­ve betrach­ten.

Bei­spiel:

Dir begeg­net ein Hund. Du hast selbst einen zu Hau­se und freust dich rie­sig über den schwanz­we­deln­den Mops, der offen­sicht­lich gute Lau­ne hat. Du weißt, wie wun­der­bar es ist, nach Hau­se zu kom­men und von einem vier­bei­ni­gen Freund will­kom­men gehei­ßen zu wer­den, der dir auf­ge­regt an die Bei­ne springt. Dei­ne Bewer­tung: Hun­de sind super. Was aber, wenn du noch nie vor­her einen Hund gese­hen hät­test? Wür­dest du den Mops immer noch so nett fin­den? Viel­leicht wäre er dir irgend­wie suspekt. Oder aber du wärst schon mal von einem Mops ange­grif­fen wor­den. (Ja, das soll es geben.) Dann wür­dest du dich natür­lich nicht über die­se Begeg­nung freu­en. Du wür­dest schnell die Stra­ßen­sei­te wech­seln, bis das Viech außer Sicht­wei­te ist. Der Mops ist ein- und der­sel­be – aber dei­ne Sicht­wei­se nicht.

Soweit die kon­struk­ti­vis­ti­sche Wahr­neh­mung. Was hat das jetzt mit Ler­nen zu tun? Schau­en wir es uns an:

Kon­struk­ti­vis­mus im Kon­text des Ler­nens – und was sich dar­aus ablei­ten lässt

Da Rea­li­tät laut Kon­struk­ti­vis­mus sub­jek­tiv ist, gel­ten hier­für fol­gen­de Grund­sät­ze:

  1. Der Wis­sens­er­werb kann nicht pas­siv funk­tio­nie­ren: Es ist nicht mög­lich, Wis­sen von einer Per­son ein­fach auf eine ande­re zu über­tra­gen. Wenn Kom­pe­ten­zen nach­hal­tig errun­gen wer­den sol­len, muss das aktiv durch die:den Lernende:n pas­sie­ren. Das heißt, Fron­tal­un­ter­richt ohne Inter­ak­ti­on funk­tio­niert nicht.
  1. Ler­nen funk­tio­niert über die reflek­tie­ren­de Aus­ein­an­der­set­zung mit Din­gen. Das heißt, ich muss als Lernende:r selbst Erfah­run­gen machen und die­se für mich indi­vi­du­ell inter­pre­tie­ren. Nur so kann ich Wis­sen erwer­ben, das zu einer für mich nütz­li­chen Kom­pe­tenz wer­den kann.

For­men des Kon­struk­ti­vis­mus

Es gibt zwei Grund­for­men des Kon­struk­ti­vis­mus, die wir kurz erläu­tern möch­ten:

1. Radi­ka­ler Kon­struk­ti­vis­mus

Die­se Posi­ti­on beinhal­tet die Annah­me, dass Rea­li­tät durch und durch sub­jek­tiv ist. Objek­ti­vi­tät ist des­halb nicht mög­lich.

2. Inter­ak­tio­nis­ti­scher Kon­struk­ti­vis­mus

Die­ser Ansatz ist etwas offe­ner. Dem­nach besteht das Ler­nen aus rekon­stru­ie­ren (ent­de­cken), kon­stru­ie­ren (erfin­den) und dekon­stru­ie­ren (kri­ti­sie­ren). Wie genau die­se Schrit­te bei jedem ein­zel­nen Men­schen aus­se­hen, ist abhän­gig von sei­ner indi­vi­du­el­len Per­sön­lich­keit und sei­nem sozio-kul­tu­rel­len Umfeld. Dem­nach ist die Kon­struk­ti­on von Rea­li­tät zwar eine sub­jek­ti­ve Ange­le­gen­heit, aber immer ver­bun­den mit sozia­len Fak­to­ren. Die­se Aus­le­gung des Kon­struk­ti­vis­mus ist heu­te die füh­ren­de, wenn es um das Gestal­ten von Lern­um­ge­bun­gen geht.

Wie kann Kon­struk­ti­vis­mus in der Wei­ter­bil­dung von Erwach­se­nen hel­fen?

Wenn wir ver­ste­hen, dass Rea­li­tät immer eine indi­vi­du­el­le Sache ist, fällt es uns leich­ter, Lern­an­ge­bo­te zu machen, die zu vie­len Men­schen pas­sen – weil sie indi­vi­dua­li­sier­bar sind. Was heißt das in ein­fa­chen Wor­ten?

Wei­ter­bil­dun­gen in Unter­neh­men müs­sen die Indi­vi­dua­li­tät der Ler­nen­den aner­ken­nen und för­dern. Und zwar noch mehr als Lern­pro­gram­me für Kin­der. Schließ­lich sind Erwach­se­ne sich ihrer Stär­ken und Schwä­chen selbst bewusst und kön­nen nicht nur selbst ent­schei­den, was sie ler­nen, son­dern auch wie. Dabei funk­tio­niert die Lern­er­fah­rung am bes­ten, wenn ein Pro­blem aus dem All­tag der Ler­nen­den prä­sen­tiert und indi­vi­du­el­le Lösungs­we­ge gefun­den wer­den kön­nen.

Ande­rer­seits hat die Kon­struk­ti­on von Rea­li­tät, und damit das Ler­nen, immer eine sozia­le Sei­te: Wie ich Din­ge inter­pre­tie­re, kann sich im Gespräch mit einer ande­ren Per­son ändern. Denn zum Glück sind wir kei­ne aut­ar­ken Wesen, die neben­ein­an­der­her exis­tie­ren, son­dern sozi­al und offen für neue Ein­drü­cke durch ande­re.

Damit Ler­nen im Betrieb also nach­hal­tig funk­tio­niert, müs­sen fol­gen­de Vor­aus­set­zun­gen stim­men:

  1. Das Lern­an­ge­bot muss indi­vi­du­ell und inter­ak­tiv sein.
  2. Das Lern­an­ge­bot muss den sozia­len Aus­tausch ermög­li­chen.
  3. Das Lern­an­ge­bot muss ein greif­ba­res Pro­blem anspre­chen und zu einer eigen­stän­di­gen Lösung ver­lei­ten.

Hmm … Wenn du dich ein biss­chen mit digi­ta­len Wei­ter­bil­dun­gen beschäf­tigt hast, klingelt’s jetzt viel­leicht schon bei dir. Indi­vi­du­ell, aber trotz­dem sozi­al? Genau – Blen­ded Lear­ning.

Blen­ded Lear­ning als viel­leicht kon­struk­ti­vis­tischs­tes“ Wei­ter­bil­dungs­for­mat für Unter­neh­men

Blen­ded Lear­ning, was war das noch­mal … Ach ja: eine Mischung aus ana­lo­gen Lehr­ver­an­stal­tun­gen und eLear­ning. Sozu­sa­gen das Bes­te aus bei­den Wel­ten. Aber war­um machen das jetzt alle und war­um ist das so gut?

Nun, wenn wir dem Kon­struk­ti­vis­mus fol­gen, weil es genau die Din­ge ver­eint, die eine nach­hal­ti­ge Lern­er­fah­rung ermög­li­chen:

1. Indi­vi­du­el­les, zeit­lich und räum­lich fle­xi­bles Ler­nen

eLear­ning-Ange­bo­te bie­ten die fle­xi­bels­te Lern­mög­lich­keit über­haupt. Ich kann nicht nur ent­schei­den, wo und wann ich ler­ne. Ich kann auch Inhal­te rela­tiv frei nach mei­nem Bedarf und mei­nen Inter­es­sen aus­wäh­len. Das Glei­che gilt für die Lern­ge­schwin­dig­keit. Erin­nerst du dich an die Schu­le? In dei­nem bes­ten Fach wur­de wahr­schein­lich alles irgend­wie lang­wei­lig, weil zu viel wie­der­holt wur­de. Und umge­kehrt ging dir in dei­nem Hass­fach alles viel zu schnell und du bist nicht mit­ge­kom­men? Das gibt es bei eLear­ning nicht. Du ent­schei­dest, wie du lernst – und kannst so größ­te Lern­er­fol­ge ver­zeich­nen.

2. Inter­ak­ti­ves Ler­nen mit kon­kre­tem Rea­li­täts­be­zug

Wer ein digi­ta­les Trai­ning für sein Unter­neh­men erstellt, tut das in der Regel mit Bedacht und Fokus auf die kon­kre­ten Pro­ble­me im Arbeits­all­tag der Mit­ar­bei­ten­den. Spra­che, Design, Situa­tio­nen, Auf­ga­ben und Tests – alles ori­en­tiert sich an euch, an eurer CI und eurem Wis­sens­stand. Das hat gleich meh­re­re Vor­tei­le: Wenn ich ein greif­ba­res Bei­spiel habe für eine Situa­ti­on, die ich ken­ne, ist zum einen mein Inter­es­se schnel­ler geweckt. Zum ande­ren kann ich durch das Fin­den der Lösung mei­ne Skills in mei­nem ech­ten Arbeits­be­reich schu­len – und nicht in irgend­ei­ner theo­re­ti­schen Nische, die ich viel­leicht nie anwen­den kann. Das ist das Pro­blem mit vie­len tra­di­tio­nel­len Wei­ter­bil­dun­gen: Sie leh­ren am Bedarf vor­bei – und haben des­halb weni­ger Erfolg.

3. Sozia­ler Aus­tausch und Ori­en­tie­rung in der Grup­pe

Auch rein elek­tro­ni­sche For­ma­te kön­nen natür­lich einen Aus­tausch in Form von Live-Chats oder Video­kon­fe­ren­zen ermög­li­chen. Das ist aber sowohl ener­ge­tisch als auch pro­duk­tiv gese­hen nicht das­sel­be, wie wenn alle Ler­nen­den in einem Raum sit­zen. Krea­ti­ver Flow ent­steht nicht ohne Grund vor allem dann, wenn wir gemein­sam am Schreib­tisch (oder am Fluss oder auf dem Boden oder im Bis­tro) sit­zen. Dadurch, dass wir uns einen ana­lo­gen Raum tei­len, schaf­fen wir eine Ver­bind­lich­keit und gegen­sei­ti­ge Inspi­ra­ti­on, die digi­tal nur teil­wei­se mög­lich ist. Fol­gen wir wei­ter der Lern­theo­rie des Kon­struk­ti­vis­mus brau­chen wir aber jede Men­ge Inspi­ra­ti­on durch ande­re, um Rea­li­tät zu kon­stru­ie­ren, zu hin­ter­fra­gen und dar­aus Wis­sen für uns zu gewin­nen.

Geht das auch nur in echt“?

Eine rhe­to­ri­sche Fra­ge. Natür­lich! Ech­te“ Lern­er­fah­run­gen im ana­lo­gen Raum ermög­li­chen min­des­tens genau­so viel Ent­de­ckungs­frei­heit wie digi­ta­le Lern­um­ge­bun­gen. Oben­drauf hast du als HR-ler mit Bil­dungs­auf­trag ana­log noch viel mehr For­mat­viel­falt, weil du alle Sin­ne anspre­chen und kör­per­li­che Bewe­gung in dei­ne Wei­ter­bil­dung inte­grie­ren kannst. Der ein­zi­ge Nach­teil: Bei einem Live-Semi­nar sind dei­ne Ler­nen­den an einen zeit­li­chen und räum­li­chen Rah­men gebun­den. Und natür­lich ist der Indi­vi­dua­li­sie­rungs­grad gene­rell weni­ger hoch. Dafür bekom­men die Ler­nen­den aber eine Lear­ning Expe­ri­ence, die an Spaß und Mehr­wert kaum zu über­bie­ten ist – wenn sie denn gut kon­zi­piert ist … Und was das bedeu­tet, das fin­den wir am bes­ten zusam­men her­aus.

Wei­ter­bil­dun­gen von SAPE­RED – Kon­struk­ti­vis­mus, aber bes­ser

Ver­mes­se­ne Zwi­schen­über­schrift, oder? Schließ­lich ist der Kon­struk­ti­vis­mus eine eta­blier­te Lern­theo­rie, die heu­te noch vie­len Lehrer:innen bei der Gestal­tung ihres Unter­richts hilft. Aber all­zu eta­blier­te Kon­zep­te brin­gen auch mit sich, dass sie immer mal wie­der eine Auf­fri­schung benö­ti­gen – machen wir doch glatt: Bei SAPE­RED wird jede Lern­um­ge­bung völ­lig neu ent­wi­ckelt. Trai­nings von der Stan­ge? Bekommst du hier nicht. Dafür Lear­ning Expe­ri­en­ces, die funk­tio­nie­ren und Aha-Effek­te erzeu­gen, weil sie sich an dei­nem Unter­neh­men, den Ler­nen­den und euren Pro­ble­men ori­en­tie­ren. Das For­mat ist dabei zweit­ran­gig: digi­tal, Semi­nar, Tuto­ri­al oder Gami­fi­ca­ti­on – alles, was Spaß macht und Lern­er­folg bringt, set­zen wir ger­ne um. Wenn du wis­sen willst, wie so was aus­se­hen kann, klick dich ein­fach mal durch unse­re Cases. Oder frag uns direkt – wir freu­en uns dar­auf, dich ken­nen­zu­ler­nen!

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