Warum Wertschätzung für deine Mitarbeiter:innen noch wichtiger ist, als du denkst
Fachkräftemangel, neue Recruiting-Konzepte, noch mehr Gimmicks für Mitarbeiter:innen – HR-Leute haben heute viel Stress, um fähige Mitarbeiter:innen zu gewinnen. Und geben sich natürlich größte Mühe: hier ein Firmenevent, da mehr Gehalt, hier Freigetränke, da Arbeiten von überall.
Ist ja nicht falsch. Aber auch nicht unbedingt das Herz einer guten Mitarbeiterführung. Denn all diese Dinge steigern vor allem die extrinsische Motivation, also die von außen. Diese treibt zwar kurzfristig Leistung und Produktivität in die Höhe – hält aber eben nicht lang an. Denn wenn die erste Freude über den extrinsischen Motivator (z. B. ein Firmenhandy) abgeflacht ist, muss schnell eine neue „Belohnung“ her – oder die Motivation sinkt wieder. Das willst du als HR-Mensch natürlich nicht! Aber ständig mit Incentives um sich schmeißen – irgendwie schwierig. Macht nix! Langfristig motivierte Mitarbeiter:innen brauchen ganz was anderes – nämlich intrinsische Motivation, also Motivation von innen heraus. (Falls dich der Unterschied brennend interessiert, lies dir unseren Artikel zum Thema Selbstbestimmungstheorie durch.)
Intrinsische Motivation ist quasi autark, aber dennoch nicht ganz unabhängig von äußeren Faktoren. Sie entsteht dann, wenn wir das Gefühl haben, mit unserer Arbeit etwas Sinnvolles zu leisten und eine Tätigkeit auszuführen, die unseren inneren Neigungen entspricht. Vielleicht wunderst du dich: Was hat das jetzt mit Wertschätzung zu tun? Denn ist es nicht ebenso ein äußerer Faktor, wenn ich meine Mitarbeiter:innen wertschätze – tritt da nicht derselbe Effekt ein, dass der Durst nach Lob immer größer wird?
Berechtigter Einwand. Aber nicht ganz richtig. Wertschätzung ist natürlich ein äußerer Faktor, schließlich passiert sie zwischen zwei Menschen in Form von Anerkennung, Komplimenten, Respekt. ABER – auch wenn sie selbst ein äußerer Faktor ist, wirkt sie enorm auf die intrinsische Motivation. Ein Firmenhandy zeigt mir nicht, dass meine Arbeit sinnvoll ist. Ein anderer Mensch, der meine Leistung anerkennt, schon. Und deshalb solltest du ganz unbedingt nicht nur immer mal wieder ein Lob verteilen, sondern ein Klima der Wertschätzung in eurem Betrieb schaffen. Wie? Dazu kommen wir jetzt.
Wie du deinen Mitarbeiter:innen Wertschätzung authentisch zeigen kannst
Wertschätzung kannst du auf viele Arten zeigen:
- Komplimente: Jeder Mensch freut sich über ein Kompliment. Auch und vor allem, wenn es seine Leistungen betrifft. Deshalb sollten wir viel freigiebiger mit Komplimenten umgehen. Das gilt natürlich nicht nur für die Chefs und HR-Menschen. Diese haben aber eine Vorbildfunktion: Wenn sie Anerkennung für Leistungen ihrer Mitarbeiter:innen regelmäßig in Worten ausdrücken, hat das auch einen positiven Effekt auf deren Umgang mit anderen. Du kennst doch die Regel vom reziproken Altruismus: Wie du mir, so ich dir. Wenn sich jemand wertgeschätzt gefühlt, kann er auch anderen wertschätzend begegnen.
- Erfolge feiern: Auch kleine Erfolge dürfen gefeiert werden. Natürlich musst du jetzt nicht gleich ausrasten, wenn dein:e Mitarbeiter:in mal eine wichtige Kennzahl erreicht hat oder ihr einen Preis für etwas gewonnen habt. Aber wenn du willst, dass sich Mitarbeiter:innen wertgeschätzt fühlen, dann kommuniziere deren gute Leistung nicht nur in ihre Richtung, sondern auch nach außen. Ein kleiner Applaus beim Meeting tut gut und stärkt die Motivation, weiterhin so gute Arbeit zu leisten.
- Expertise anerkennen: Dein:e Mitarbeiter:in weiß mehr über ein Thema als du? Dann frag nach seiner:ihrer Meinung, so oft, es geht. Wer mich als kompetent ansieht, gibt mir ein Gefühl der Wertschätzung – dann bin ich im Gegenzug bereit, mein Wissen, so gut es geht, zu teilen. Genau das willst du als HR-ler:in erreichen.
- Weiterentwicklungsmöglichkeiten bieten: Wer Mitarbeiter:innen wertschätzt, hilft ihnen, sich weiterzuentwickeln. Das funktioniert am besten über Weiterbildungen, die relevant und umsetzbar sind. Kein:e Mitarbeiter:in hat etwas davon, wenn es einen Riesenpool an Seminaren gibt, die praktisch gar nichts bringen. Deshalb solltest du dich in deiner Weiterbildungsstrategie vielmehr auf einige wenige, qualitativ hochwertige Angebote mit echtem Mehrwert konzentrieren.
- Materielle Anerkennungsmöglichkeiten nutzen: Was?, schreist du jetzt. Ihr habt doch gerade gesagt – äußere Faktoren sind out. Ja – wenn sie alleine für sich stehen. Aber natürlich ist auch ein angemessenes Gehalt wichtig, um Anerkennung auszudrücken. Es bildet sogar die Basis dafür, dass Wertschätzung empfunden werden kann. Es bringt mir ja nicht viel, wenn mein Chef mich jeden Tag lobt, aber ich meine Miete nicht bezahlen kann. Umgekehrt reicht es allerdings auch nicht, nur ein gutes Gehalt zu zahlen, damit Mitarbeiter:innen sich wertgeschätzt fühlen. Eine ausgewogene Balance ist die Kunst bei der Wertschätzung von Mitarbeiter:innen.
- Eine funktionale und ansprechende Arbeitsumgebung schaffen: Sind wir jetzt wieder bei der extrinsischen Motivation? Jein. Die Grenze zwischen intrinsisch und extrinsisch ist fließend. Natürlich kann ein fancy Arbeitsplatz meine Motivation kurzfristig steigern. Aber es geht hier nicht um das allerneuste Equipment und die coolsten Features. Es geht darum, deinen Mitarbeiter:innen einen Arbeitsplatz zu bieten, an dem sie sich entfalten können. Ich kann meine Arbeit schließlich nur als sinnvoll empfinden, wenn ich sie auch vernünftig machen kann.
- Echtes Interesse zeigen: Mitarbeiter:innen sind auch Menschen mit Privatleben. Und auch wenn das natürlich nicht in dein Ressort als HR-Person fällt – manchmal lassen sich Berufliches und Privates nicht so ganz trennen. Deshalb ist es wichtig, dass es auch für private Themen eine:n Ansprechpartner:in in eurem Unternehmen gibt. Bestenfalls fühlen sich Mitarbeiter:innen frei, private Dinge anzusprechen, sofern sie einen Effekt auf die Arbeit haben. Wie du das schaffst? Indem du ehrliches Interesse zeigst. An dem Menschen hinter dem:der Mitarbeiter:in. Einfach mal fragen, wie es so läuft, ist ein erster Schritt. Und: zuhören, wenn jemand auf dich zukommt. Das gilt natürlich umso mehr für alle Belange rund um die alltägliche Arbeit. Mitarbeiterbefragungen sind ein einfaches Tool, um herauszufinden, wie zufrieden eure Belegschaft gerade mit der Arbeit ist – und ggf. eine Strategie für mehr Zufriedenheit zu entwickeln.
- Vertrauen entgegenbringen: Wertschätzung hat viel mit Vertrauen zu tun. Ich kann jemanden noch so oft loben – wenn ich ihr:ihm kein Vertrauen entgegenbringe, ist das geheuchelte Wertschätzung. Das merken Mitarbeiter:innen sofort – und reagieren entsprechend demotiviert. Zum Ausdruck von Vertrauen gehören Transparenz, Verständnis und Ermutigung. Zeig deinen Mitarbeiter:innen, dass du ihnen etwas zutraust – indem du ihnen Verantwortung für wichtige Aufgaben überträgst, an der sie wachsen können.
Was macht Wertschätzung am Arbeitsplatz mit uns
Wertschätzung ist wichtig, um Mitarbeiter:innen zu motivieren, beste Leistungen zu fördern und als Unternehmen zukunftsfähig zu bleiben. Aber was genau macht sie eigentlich mit uns Menschen – und was passiert, wenn wir nicht genug Wertschätzung am Arbeitsplatz bekommen? In einem FAZ-Interview hat Arbeitspsychologin Sandra Voigt das gut erklärt:
- Wenn mir jemand Wertschätzung entgegenbringt, fällt es schwer, darauf negativ zu reagieren. Je öfter ich Wertschätzung begegne, desto eher bin ich selbst wertschätzend.
- Ohne Wertschätzung am Arbeitsplatz wird Motivation in Ärger umgewandelt: Verausgabung und Belohnung werden nicht mehr in einem ausgeglichenen Verhältnis gesehen. Das katapultiert die Motivation rapide nach unten.
- Durch gegenseitige Wertschätzung bauen wir belastbare Beziehungen auf. Selbst wenn mal alles nicht rund läuft und wir vielleicht streiten, sorgt Wertschätzung dafür, dass der Respekt gewahrt wird und wir wieder zueinander finden. Auch im Business-Kontext.
- Wertschätzung steigert den Spaß an der Arbeit und bringt Mitarbeiter:innen dazu, ihr Bestes zu geben. (https://www.faz-personaljournal.de/nachrichten/neues-denken/wertschaetzung-ist-kein-kuschelfaktor-sondern-eine-notwendige-grundlage-1505/)
Wertschätzung – ein perfektes Thema für einen SAPERED-Workshop
Als Agentur für Learning & Development ist es unser oberstes Ziel, zu einer besseren Arbeitswelt beizutragen. Wenn du Lust hast, gemeinsam mit uns einen Workshop zu entwickeln, der euer Team stärkt und zu noch besseren Leistungen anspornt, dann lass uns reden. Unser Versprechen: eine originelle Learning Experience mit ganz vielen Aha-Effekten. Wir freuen uns drauf!