Weiterbildung Show don’t tell gilt auch fürs eLear­ning, um Men­schen zu moti­vie­ren

Show don’t tell – viel­leicht hast du die­sen Grund­satz aus dem krea­ti­ven Schrei­ben schon mal gehört. Aber was bedeu­tet das eigent­lich? Und was hat es mit Wei­ter­bil­dun­gen im Unter­neh­mens­kon­text zu tun? Die Ant­wor­ten fin­dest du hier …

Weiterbildung, show don't tell July 25, 2023 Anna Keller 8 min

Der wich­tigs­te Leit­satz im fil­mi­schen Erzäh­len – zeig’s, anstatt es zu sagen

Wenn mir jemand etwas erzählst, höre ich ent­we­der auf­merk­sam zu oder drif­te ab. Das hat zum einen mit dem The­ma zu tun. Jeder Mensch hat natür­li­che Nei­gun­gen und Abnei­gun­gen. Ob ich etwas span­nend fin­de oder nicht, wird zumin­dest teil­wei­se durch mei­ne per­sön­li­chen Nei­gun­gen bestimmt.

ABER: Wenn ein The­ma so auf­be­rei­tet wird, dass es mich auf emo­tio­na­ler Ebe­ne packt – dann kann ich selbst Din­ge plötz­lich unglaub­lich fas­zi­nie­rend fin­den, für die ich mich sonst wenig inter­es­sie­re. Logisch – sonst wür­de Mar­ke­ting schlicht­weg nicht funk­tio­nie­ren.

Es geht also beim Wecken von Inter­es­se nicht nur um das WAS, son­dern vor allem um das WIE. Und hier kommt show don’t tell ins Spiel: Zeig’s, anstatt es zu sagen.

Im Film bzw. Dreh­buch wird die­ser Leit­satz groß­ge­schrie­ben. Das­sel­be gilt für Unter­hal­tungs­li­te­ra­tur (im bes­ten Sin­ne). Und bevor wir jetzt den gro­ßen Bogen zum The­ma Wei­ter­bil­dun­gen schla­gen, gucken wir uns an, wo, wie und vor allem war­um die­ser Grund­satz ver­wen­det wird.

Wie funk­tio­niert show don’t tell?

Wenn du in der Schu­le auf­ge­passt hast, weißt du viel­leicht noch, dass es drei gro­ße Gat­tun­gen der Lite­ra­tur gibt: Lyrik (Gedich­te), Epik (erzäh­len­de Lite­ra­tur) und Dra­ma (dar­stel­len­de Lite­ra­tur). Das Dra­ma, also Thea­ter­stü­cke, Film und Co., kommt dem Prin­zip des show don’t tell am nächs­ten, weil es eben wirk­lich etwas zeigt – auf einer Büh­ne, mit Schauspieler:innen und Publi­kum. Wenn du dir den Text zu einem sol­chen Stück anguckst, dann besteht der (nor­ma­ler­wei­se) nur aus Dia­log und Regie­an­wei­sun­gen – ohne erläu­tern­de oder bewer­ten­de Erzähler:innen, die das Gesche­hen für uns ein­ord­nen und ana­ly­sie­ren.

Und genau dar­in liegt der gro­ße Reiz des sze­ni­schen Schrei­bens: Wenn wir etwas sehen, anstatt nur davon zu hören, dann berührt es uns unmit­tel­bar. Es gibt kei­ne ord­nen­de Distanz zwi­schen mir und der Geschich­te – und des­halb habe ich selbst größt­mög­li­chen Inter­pre­ta­ti­ons­spiel­raum. Genau die­ser Inter­pre­ta­ti­ons­spiel­raum macht eine Geschich­te beson­ders span­nend. Egal, ob live auf der Büh­ne, in einem Buch, im Film – oder eben in Lear­ning Expe­ri­en­ces.

Show don’t tell ist näm­lich nicht nur auf das sze­ni­sche Schrei­ben beschränkt. Ich kann auch eine nor­ma­le“ Buch­sze­ne schrei­ben und show don’t tell dar­auf anwen­den. Oder ich ste­he als Speaker:in auf einer Büh­ne und erzäh­le eine Geschich­te – aber statt 100 rhe­to­ri­sche Tech­ni­ken zu ver­wen­den, wid­me ich mich eben dem einen gro­ßen Prin­zip: zei­gen statt sagen. Aber was heißt das jetzt genau?

Ein Bei­spiel:

Ich erzäh­le dir von mei­nem Arbeits­tag. Das kann ich auf zwei Arten tun:

1. Heu­te bin ich zu spät auf­ge­stan­den. Ich habe mich dar­über geär­gert. Danach habe ich mir einen Kaf­fee gemacht und dann die zwei­te Bahn genom­men, weil ich die ers­te ver­passt habe. Zudem ver­brann­te ich mich an dem hei­ßen Kaf­fee. Ins Büro kam ich also zehn Minu­ten zu spät, doch außer mir war nie­mand da. Ich wun­der­te mich dar­über. Trotz­dem fing ich erst ein­mal an zu arbei­ten. Bis mir auf­fiel, dass Sonn­tag war. Ich ärger­te mich wie­der sehr. Wie hat­te ich das nur ver­ges­sen kön­nen?

Das ist ein klas­si­scher erzäh­len­der Text. Ver­ständ­lich, easy zu lesen, unspek­ta­ku­lär. ODER – ich wäh­le eine ande­re Erzähl­wei­se, und zwar so:

Als ich aus dem Bett plumps­te, war es es schon 10 nach 8. Ach, du sch…, dach­te ich, war­um hat mein Wecker nicht geklin­gelt? Ich braus­te in die Küche, schmiss die Kaf­fee­ma­schi­ne an und sprang unter die Dusche. Mit dem Kaf­fee in der Hand rann­te ich zur Bahn. Die hei­ße Sup­pe schwapp­te über, direkt auf mei­nen Fin­ger, und ich fing an zu flu­chen und wie wild zu pus­ten, wäh­rend ich wei­ter Rich­tung Bahn hech­te­te. Doch zu spät – ich sah nur noch, wie die Türen zuschlu­gen und die Bahn davon­fuhr. Außer Atem blieb ich ste­hen. Die­ser Tag konn­te nicht schlim­mer wer­den. Dach­te ich. Doch ich soll­te mich geirrt haben. Als ich im Büro ankam, war der Raum men­schen­leer. Kein Mucks war zu hören. Nur die Kaf­fee­fle­cken auf dem Tisch neben mir zeug­ten davon, dass da nor­ma­ler­wei­se mein Kol­le­ge saß und vor sich hin kle­cker­te. Ner­vös fuhr ich mei­nen Rech­ner hoch, setz­te mich und fing an zu arbei­ten. Wo waren bloß alle? Nor­ma­ler­wei­se war ich mon­tags immer der Letz­te … Mon­tags … Mon­tags? Mein Blick fiel nach unten rechts auf den Bild­schirm. Ver­dammt!“, rief ich in die Stil­le. Auf der Datums­an­zei­ge stand Sonn­tag. Sonn­tag! Des­halb hat­te mein Wecker nicht geklin­gelt …

Wir sind uns einig, oder? Der zwei­te Text ist um Klas­sen inter­es­san­ter. Wor­an liegt das? (Kei­ne Sor­ge, wir machen hier jetzt kei­ne Lite­ra­tur­theo­rie. Es gibt näm­lich eine gan­ze Men­ge Din­ge, die man sich unter dem Aspekt angu­cken könn­te.) Wir fokus­sie­ren uns auf einen Aspekt: show don’t tell.

Du kannst sagen: Ich habe mich dar­über geär­gert.

Oder du kannst sagen: Ach, du sch…, dach­te ich, war­um hat mein Wecker nicht geklin­gelt?

Bei­des bedeu­tet das­sel­be: Jemand ärgert sich dar­über, dass sie:er zu spät aus dem Bett gekom­men ist. Trotz­dem nimmt uns der zwei­te Text emo­tio­nal stär­ker mit. Und das hat einen guten Grund: Bil­der sagen mehr als tau­send Wor­te. Wenn jemand flucht, dann wis­sen wir, dass die Per­son sich ärgert. Wir brau­chen nie­man­den, der uns das erklärt. Wir sehen es ein­fach.

Noch deut­li­cher wird das Prin­zip show don’t tell hier:

Zudem ver­brann­te ich mich an dem hei­ßen Kaf­fee.

Oder eben: Die hei­ße Sup­pe schwapp­te über, direkt auf mei­nen Fin­ger, und ich fing an zu flu­chen und wie wild zu pus­ten, wäh­rend ich wei­ter Rich­tung Bahn hech­te­te.

War­um ist der zwei­te Satz emo­tio­na­ler? Weil er nicht nur sagt, dass sich jemand am hei­ßen Kaf­fee ver­brennt, son­dern auch wie. In Bil­dern, die eine Geschich­te for­men. Mit Bewe­gung und Span­nungs­bo­gen.

Und noch ein drit­tes Bei­spiel, damit es ganz deut­lich wird:

Bis mir auf­fiel, dass Sonn­tag war. Ich ärger­te mich wie­der sehr. Wie hat­te ich das nur ver­ges­sen kön­nen?

Oder: Mein Blick fiel nach unten rechts auf den Bild­schirm. Ver­dammt!“, fluch­te ich in die Stil­le. Auf der Datums­an­zei­ge stand Sonn­tag. Sonn­tag! Des­halb hat­te mein Wecker nicht geklin­gelt

Was ist der Unter­schied? Vor allem eins: Bei­spiel 1 spricht davon, dass etwas auf­fällt“, näm­lich, dass Sonn­tag ist. Bei­spiel 2 zeigt kon­kret, wie es auf­fällt – und zwar in einer chro­no­lo­gi­schen Abfol­ge aus den Augen der Haupt­fi­gur: Sie guckt auf den Bild­schirm und die Datums­an­zei­ge zeigt Sonn­tag“ an. Durch die­ses situa­ti­ve Zei­gen kön­nen wir der Geschich­te viel bes­ser fol­gen und bekom­men eine Extra­por­ti­on Span­nung gelie­fert: Wir fol­gen dem Blick auf den Bild­schirm. Und fra­gen uns: Was steht denn dort? Und weil wir die Ant­wort natür­lich unbe­dingt wis­sen wol­len, lesen wir wei­ter. Wir sind gehookt!

Drei Grün­de, war­um show don’t tell im eLear­ning Gold wert ist

So weit, so Lite­ra­tur­wis­sen­schaft. Wie kön­nen wir das Geheim­nis von show don’t tell jetzt auf (vor allem) digi­ta­le Wei­ter­bil­dun­gen über­tra­gen? – Indem wir uns angu­cken, wel­che Vor­tei­le es uns bringt:

1. Show don’t tell bie­tet eige­nen Inter­pre­ta­ti­ons­spiel­raum und Aha-Momen­te im Ler­nen

Hat­ten wir oben schon ange­merkt, kann aber nicht oft genug gesagt wer­den. Wir Men­schen sind Abenteurer:innen und Entdecker:innen. Wir wol­len selbst Din­ge her­aus­fin­den, ent­schlüs­seln und ent­rät­seln. Denn dadurch erle­ben wir Aha-Momen­te, die uns eine beson­de­re Befrie­di­gung ver­schaf­fen. Das ist die aller­bes­te Basis für eine funk­tio­nie­ren­de Lear­ning Expe­ri­ence

2. Show don’t tell spricht Emo­tio­nen an und moti­viert zum Ler­nen

    Wenn wir ler­nen, dann funk­tio­niert das am bes­ten über Emo­tio­nen. Natür­lich brau­chen wir auch die ratio, um Infor­ma­tio­nen zu ver­ar­bei­ten und ana­ly­tisch an Sach­ver­hal­te her­an­zu­ge­hen. Das ist aber nur die eine Sei­te der Medail­le. Denn wenn ich nicht im Min­des­ten emo­tio­nal an einem The­ma inter­es­siert bin, ist mei­ne Lern­mo­ti­va­ti­on n gering. Mit show don’t tell schaf­fen wir es, Emo­tio­nen selbst für drö­ge The­men zu wecken und das Inter­es­se zu stei­gern. Das ist vor allem dann wich­tig, wenn eigen­stän­dig gelernt wer­den soll, was ja bei digi­ta­len Lern­an­ge­bo­ten der Fall ist.

    3. Mit Show don’t tell ist Lern­er­folg nach­hal­tig

    Im Inter­net kur­sie­ren teils abstru­se Zah­len dazu, um wie viel bes­ser visu­el­le Inhal­te im Gedächt­nis haf­ten. Ob die alle so stim­men, ist aber gar nicht die Fra­ge. Die Fra­ge ist viel­mehr: Was hilft mir, Din­ge bes­ser zu ver­ste­hen und sie mir zu mer­ken? Eine Abfol­ge von Zah­len und Fak­ten mit vor­ge­kau­ten Pro­blem­lö­sun­gen oder eine Geschich­te, die mich Lösungs­we­ge selbst ent­de­cken lässt … Die Ant­wort ist selbst­er­klä­rend.

    Show don’t tell im eLear­ning – wie funktioniert‘s?

    Spä­tes­tens nach die­sem Arti­kel bist du natür­lich über­zeugt, dass show don’t tell genau das Rich­ti­ge für eure Wei­ter­bil­dun­gen ist. Schließ­lich suchst du nach einem Lern­an­ge­bot, das die Initia­ti­ve anregt, zum Ler­nen moti­viert und nach­hal­tig Erfolg ver­zeich­net. Die Fra­ge lau­tet nun: Wie kann man das umset­zen? Dafür gibt es zahl­rei­che Wege, zum Bei­spiel:

    • Erklär­vi­de­os auf Wow-Niveau: Auch wenn hier erklärt“ wird, darf und soll­te natür­lich das show im Vor­der­grund ste­hen. Zum Bei­spiel mit­tels einer Figur, der wir durch bestimm­te Situa­tio­nen fol­gen.
    • Gami­fi­ca­ti­on: Nichts folgt dem Prin­zip show don’t tell bes­ser als Games und inter­ak­ti­ve Ele­men­te. Wenn wir Ler­nen­den selbst direkt gefragt sind, z. B. um Rät­sel zu lösen, ist der Aha-Moment am größ­ten.
    • Kon­kre­te Bei­spie­le: Egal, wel­ches eLear­ning-For­mat (Film, Gra­fik, Text) ange­sagt ist – kon­kre­te Bei­spie­le, die Ler­nen­den ver­traut sind, hel­fen immer dabei, aus einer abs­trak­ten tell-Situa­ti­on eine show-Show zu machen.
    • Info­gra­fi­ken: Anspre­chen­de Gra­fi­ken, die Abs­trak­tes ver­ein­fa­chen und greif­bar machen, las­sen sich im wei­tes­ten Sin­ne auch dem Prin­zip show don’t tell zuord­nen. Hier geht’s dar­um, kom­ple­xe Sach­ver­hal­te ein­fach und ver­dich­tet sicht­bar zu machen.
    • Rol­len­spie­le: Im klas­si­schen eLear­ning mit indi­vi­du­ell abruf­ba­ren Inhal­ten so nicht umsetz­bar, aber in digi­ta­len Semi­na­ren durch­aus – in Rol­len­spie­len, z. B. als Kund:in, Verkäufer:in und Lieferant:in, kön­nen wir die Per­spek­ti­ve wech­seln und selbst erfah­ren, wie diver­se Grup­pen in bestimm­ten Situa­tio­nen reagie­ren. So ent­wi­ckeln wir unser eige­nes show in Bezug auf kon­kre­te Arbeits­si­tua­tio­nen und ver­tie­fen unser Ver­ständ­nis dafür auf meh­re­ren Ebe­nen.

    Show don’t tell – für jede Wei­ter­bil­dung geeig­net?

    Du kannst es dir den­ken: Wir sind show-don’t-tell-Fans und brin­gen das Prin­zip ger­ne in unse­ren Wei­ter­bil­dun­gen zur Anwen­dung. Aber: Es geht auch anders. Nicht für jedes The­ma, jedes Lear­ning-Pro­dukt, jede Ziel­grup­pe ist show don’t tell sinn­voll. Wenn es um klei­ne Lern­ein­hei­ten geht, die leicht ver­dau­lich sind, spricht auch nichts gegen einen klas­si­schen Info­text. Es kommt eben immer drauf an, wor­um es geht, was das Lern­ziel ist und wel­che Ziel­grup­pe lernt. Des­we­gen arbei­ten wir bei SAPE­RED nicht mit dem einen gro­ßen Prin­zip, son­dern bil­den uns selbst lau­fend wei­ter, damit wir unse­ren Kund:innen immer genau die Lear­ning Expe­ri­ence bie­ten kön­nen, die ihre Beleg­schaft gera­de braucht: indi­vi­du­ell, span­nend und nach­hal­tig.

    Fin­dest du gut? Dann lass uns ger­ne mit­ein­an­der reden. Klick dich durch unser Port­fo­lio und schau dir an, wem wir schon bei der Gestal­tung ein­zig­ar­ti­ger Trai­nings hel­fen konn­ten, oder meld dich direkt an für dei­ne kos­ten­lo­se Bera­tung – wir freu­en uns drauf!

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